Flachgelegt
Mittwoch, 20.08.2008, 16:00 | Menschen | ArminIch mag es, wenn mir junge Damen in die Arme fallen.
Nicht ganz die selben Gefühle löst dieser Moment dann aus, wenn eben diese junge Dame ganz bleich im Gesicht ist und von einem Freund aus der Konzertmenge geschleppt wird.
Mein erster Gedanke war zwar ein Tribut an den Alkohol, beim Zweiten schon machte sich jedoch Skepsis über das bleiche Gesicht breit. Nach einem kurzen Check der spontanen Reaktionen und der Atmung, wurde die Holde auf meinen (starken) Armen aus der Menge getragen, dies war nicht einmal ein Kraftakt, denn sie war nicht die Schwerste. Bis wir schliesslich einigermassen aus der auf das Konzert wartenden Personenmasse heraus waren, hatte das Bleichgesicht wieder ein bisschen Farbe gewonnen und die Lippen waren nicht mehr fahl bläulich, sondern ganz leicht rosa. Die Ungehende sprach sogar schon wieder ein paar Worte, allerdings bin ich in Ungarisch nicht gerade fliessend und war deshalb froh, dass ihr Erstträger mein Englisch übersetzen konnte.
Patienten sind wie Computeruser, in erster Linie haben sie schon mal gar nichts falsch gemacht. (Nein, keine Ahnung, wieso der Computer mit Wasser gefüllt ist…) (Dr. House würde sagen alle lügen…) Aber wenn man dann ein bisschen mehr nachfragt und ich bin ja schliesslich nicht die (Moral-)Polizei, hat man eben doch gerade vorher noch einen Joint geraucht (oder eben irgendwelche Dinge installiert, die eigentlich gar nicht installiert sein dürften…). Interessanterweise sind die verängstigten Angehörigen häufig ein bisschen schneller mit ihrem Erinnerungsvermögen, als der Geschädigte (Dies jetzt aber nur bei Patienten, schliesslich ängstigt sich niemand um den Computer seines Freundes…(Wird er jemals wieder Klavier spielen?).
Ganz wichtige Anmerkung, für alle die schon einmal umgekippt sind, wenn man sich nicht mehr an die letzte Mahlzeit erinnern kann, ist sie meistens schon zu lange her (oder man hat Alzheimer, aber da helfen einem die jungen Menschen mit den weissen Kitteln gerne, und bringen uns das Essen regelmässig).
Tja, alles andere war dann nicht mehr mein Problem, mit den professionellen Hilfskräften wollte die Auferstandene nichts zu tun haben und ich konnte nicht mehr machen als ihr nahe zu legen, dass sie etwas essen soll.
Das Konzert von Serj Takian habe ich dann trotzdem noch gesehen und abgesehen vom extremen Kick-Gedröhne gibt es davon auch nicht allzu viel zu berichten…