Archive for the 'Politik' Category

Denkt, ihr Schafe!

Mittwoch, 09.09.2020, 14:34 | Gesellschaft, Politik | Armin

In einer demokratischen Gesellschaft ist es wichtig, dass wir über alles diskutieren können.
Natürlich ist es auch wichtig, dass Interessensgruppen ihre Argumente präsentieren, damit der Stimmbürger informiert entscheiden kann.
Schön ist es natürlich, wenn dann auch tatsächlich ARGUMENTE kommen.
Aber häufig klingt das dann so:

Dieser Beitrag enthält kein Argument, im Gegenteil eigentlich schiesst es sich noch selber ins Bein!
Natürlich findet man bei jedem Gesetz einen Betroffenen, der dagegen ist!
«Sogar Autofahrer sind gegen dieses revidierte Strassenverkehrsgesetz!»

Und genau diese Nicht-Argumentationen sieht man ständig auf den sozialen Medien.
«Wenn dieser eine Epidemiologe sagt, Corona sei gar nicht schlimm, kann es doch gar nicht schlimm sein!»
Doch! Kann es eben trotzdem sein! Denn es gibt auch Epidemiologen, die sagen es sei schlimm.

9 von 10 Zahnärzten empfehlen Zahnpasta XY, heisst das, die Zahnpasta nützt nichts, weil ja der Eine sie offensichtlich nicht empfiehlt?

Ich finde öffentlichen Diskurs super! Lasst uns alle über alles diskutieren, von mir aus auch, wieso die Erde flach sein soll oder nicht.
ABER:
Argumentiert! «Es isch gnuäg Heu dunnä!» bringt vielleicht euren Unmut zum Ausdruck, aber es bringt niemanden weiter.

Und übrigens ist euch schon einmal aufgefallen, das Menschen die sagen: «WACH AUF! DENK DOCH MAL SELBER!» meist schon eine ziemlich genaue Vorstellung davon haben, was du denken sollst?

Denk selber, aber denk genau das was ich denke, denn alles Andere ist falsch!

Meistens ist das Leben eben nicht so einfach und die Antwort ist nicht Schwarz oder Weiss, sondern irgendwo dazwischen!

In einer idealen Diskussion, könnte man auch bereit sein, seine eigene Meinung aufgrund des gesagten zu überdenken, denn schliesslich sind die meisten von uns Menschen und nicht Parteisoldaten in der Arena!

Ein deutliches Zeichen

Montag, 19.03.2018, 19:07 | Gesellschaft, Politik | Armin

Das beste an Abstimmungen ist eigentlich immer die Analyse der Befürworter und Gegner einer Vorlage. Egal wie es ausgeht, die «Verlierer» sprechen meistens von einem «deutlichen Signal», das man gesetzt habe und die «Gewinner» wirken meist, als ob es ja schon lange klar gewesen wäre, dass das überhaupt nur so kommen könne.
Das ist ja auch ganz logisch, denn vorher musste man ja monatelang die entsprechenden Argumente vorbeten und die dunkle Zukunft voraussagen, wenn denn die Gegenseite gewinnt.

Das erweckt den Anschein, als ob es bei jeder Abstimmung um Leben und Tod ginge, so gibt es ja für jedes Thema jemanden der sich engagiert, als ob es sein Lebenswerk sei. Dies gilt nicht nur für unsere Abstimmungsvorlagen, sondern für wirklich jeden Seich!
Dank dem Internet können sich die Engagierten auch jederzeit sammeln. Früher war ein Mensch mit der Idee, dass uns bald allen der Himmel auf den Kopf fällt, nur der Dorftrottel. Heute findet er online Gleichgesinnte und ist sofort Teil einer Gemeinschaft. Unabhängig davon, wofür er einsteht. Zusätzlich zu den ernsthaft engagierten gibt es dann noch Trolle. Im Ergebnis finden Ideen, wie die flache Erde Zulauf.

Auf die eine Seite ist das natürlich enorm faszinierend. Zum Beispiel gibt es massenhaft Videos, um ganz alltägliche Dinge zu zerklären, wie z.B. Zeitzonen. Denn wenn die Erde flach ist, sollte doch die Sonne überall fast gleichzeitig sichtbar sein. (Spoiler: Die Sonne ist angeblich nur 51 Kilometer gross und bescheint deswegen nicht die ganze Erde auf einmal.)
Auf die andere Seite gibt es natürlich auch die ein- oder andere gefährliche Gruppierung, die das Internet als Versammlungsraum benutzt.

Aber schon im kleinen Massstab kann man die positiven und negativen Seiten sehen. Zum Beispiel können auf sozialen Netzwerken in wenigen Stunden enorm viele Menschen erreicht werden, um zum Beispiel eine Kamera an ihren rechtmässigen Besitzer zu bringen. Genauso können aber in wenigen Stunden Bilder eines angeblichen Verbrechers verbreitet werden, ohne dass da irgendetwas dran wäre.
Das einzige was da hilft, ist wohl gesunder Menschenverstand. Dass das nicht so einfach ist, zeigen Betrügereien bereits seit Jahren. So zum Beispiel der Enkeltrick oder all die Pyramidensysteme die nur Menschen um ihr Geld erleichtern sollen.
Inzwischen ist es halt der Microsoft Mitarbeiter, der anruft, weil mein Computer Probleme habe. Oder der Spammer der mir Viagra oder Abnehmpillen verkaufen will.

Schade daran ist, dass niemand mehr dem nigeranischen Prinzen glaubt, dass er uns sein Geld schicken will. Der arme Sack sitzt seit Jahren auf seinen Millionen.

Grosses Rohr

Montag, 08.02.2016, 9:23 | Armin, Politik, Verkehr | Armin

Es ist wieder einmal Abstimmungsfieber in der Schweiz und es geht, wie alle wissen, um das leidige Rohr ins Tessin, den Gotthard.
Ich habe einige Verständnisschwierigkeiten in der Debatte. Zum Beispiel verstehe ich nicht, was die Urner Bergmusikanten mit dem ganzen zu tun haben… Aber die sollten vielleicht einen Song dazu rausbringen: «Wo ein Willy ist, ist auch ein Weg (mit der Bahn)!»

Ausserdem frage ich mich, wie zukunftsgerichtet die Diskussion jetzt läuft. Klar, in erster Linie sollen die Lastwagen auf die Bahn, deshalb haben wir ja die NEAT gebaut. Aber der Verkehr wird nicht weniger. Meiner Meinung nach, hätten wir jetzt die Möglichkeit zukunftsgerichtet zu denken, die zweite Röhre zu bauen, ohne die zusätzlichen Kapazitäten zu nutzen.
Und wenn es in einigen Jahren ein Bedürfnis ist, können wir per Volksabstimmung die Verfassung ändern und die Öffnung von 2 Spuren in beide Richtungen zulassen.

Ein viel angesprochenes Argument ist ja, dass der Bundesrat plötzlich alle Spuren öffnen könnte, wenn der Druck aus der EU zu gross wird. Das sehe ich nicht so, schliesslich ist es ja eben per Verfassung verboten, somit käme es zumindest politischem Selbstmord gleich.

Dank der kurzfristigen Nachtverbotsaufhebungsgeschichte für einen «medizinischen Notfall» eines reichen Katarers, war auch folgende Situation ein Thema: «Wenn ein reicher Scheich in der Ambulanz durch den Gotthardtunnel muss, wird dann plötzlich die zusätzliche Spur für ihn freigegeben!»
Erstens, nimmt der Scheich den Helikopter (z.B. ab REGA Basis Erstfeld).
Zweitens, wieso auch nicht? Wollen wir, dass Notfallfahrzeuge im Stau stehen? Dann schaffen wir doch gleich die Blaulichter und die Rettungsgasse ab. Wieso schaffen schaffen wir nicht auch die Notfallmedizin ab? Sonst drängeln sich nur die medizinischen Notfälle vor die geplanten Operationen, das wäre doch nicht fair!

Und dann kommt noch das Argument des Umweltschutzes, weniger Verkehr heisst weniger Belastung für die Umwelt.
Unter anderem belegt mit diesem Artikel, der aussagt, dass durch die 2. Röhre mehr Lastwagen durch den Gotthard statt den Brenner fahren würden.
Ich bin der Meinung, wenn die Österreicher die Brennerroute unattraktiv machen, können wir das auch, z.B. könnten wir die LSVA massiv erhöhen und dafür die Fahrzeugsteuern für LKWs senken, dies würde es für ausländische Lastwagen teuerer machen, durch die Schweiz zu fahren.

Ausserdem tut sich beim Thema Umwelt eine ganz andere Frage auf. Ist es wirklich umweltfreundlicher, wenn der Lastwagen die längere Route fährt, weil die kürzere unattraktiv ist? Die Umwelt hört nämlich nicht an der Grenze auf. Das zeigt uns, dass die Verkehrsproblematik nicht ein exklusives Schweizer oder gar Urnerproblem ist. Nein, der Verkehr ist ein internationales Problem. Für das man auch international Lösungen suchen sollte, aber das wird natürlich nicht einfacher, wenn wir uns mit Durchsetzungsinitativen noch weiter von Europa abschotten wollen.

Fundamentale Fehler

Mittwoch, 26.08.2015, 12:06 | Politik | Armin

Wir haben ja gigantische Probleme bei uns in der schönen, paradiesischen Schweiz, ja gar in ganz Europa! Nämlich wagen es doch tatsächlich irgendwelche Menschen an unsere Türen zu klopfen, weil es bei denen zu Hause nicht so schön ist.
Ja es ist furchtbar, wir werden förmlich überrannt! So hatten wir im zweiten Quartal 7384 Asylgesuche in der Schweiz! Stellt euch das mal vor! Das ist ja immerhin schon 0.9 PROMILLE unserer Bevölkerung!
Stellt euch vor! Wenn das über 10 Jahre in diesem Stil weitergeht (und das zweite Quartal ist ja in der Regel das Stärkste), dann hätten wir gewaltige 3.5 Prozent mehr Menschen in diesem Land!!

Oh Gott! Was uns da bevorstehen wird! Das Boot ist eindeutig voll!

Aber jetzt im Ernst. Täglich lese ich, wie schlimm es um uns steht, dass wir jetzt wirklich keine Menschen mehr aufnehmen können, dass diese Menschen sowieso nur «Wirtschaftsflüchtlinge» seien.
In einer ähnlichen Häufigkeit lese ich, von Flüchtlingsschicksalen, von Nazis die ja sowieso alle blöd und erfolglos seien und überhaupt.

Manchmal denke ich, dass vielen Menschen ein wenig Empathie fehlt. Die einen denken, dass sie sich verdient hätten, dass es ihnen so gut geht, obwohl sie bei der Geolotterie der Geburtsorte einfach Glück hatten und in Mitteleuropa auf die Welt kamen.
Die Anderen denken, dass die Ersten blöd sind oder ignorant, oder was auch immer, anstatt dass sie versuchen zu verstehen, woher diese Ängste kommen und wie man ihnen begegnen könnte.

Das Leben ist kompliziert und es gibt keine einfachen Lösungen, auch wenn es natürlich populärer ist, einfache Lösungen zu propagieren, aber das bringt uns ja regelmässig in den grössten Schlamassel! (z.B. «Masseneinwanderung stoppen» oder die 1:12 Initiative)

Sonst bräuchten wir ja im Parlament nur einen rechten und einen linken Marktschreier und eine Münze die sie werfen können, um die Entscheidungen zu treffen.

Obwohl, vielleicht wär das ja die bessere Möglichkeit?

Übrigens könnte man das Geld, dass man auf die Flüchtlingsabwehr verwendet, doch auch in die Förderung der Flüchtlinge investieren. Anstatt Zäune zu bauen und Soldaten hinzustellen, könnte man Wohnungen und Betten vorbereiten.

Zuwanderung, Verhütung und andere Unzusammenhänge

Montag, 10.11.2014, 16:28 | Politik | Armin

Volksinitiativen sind ja eine tolle Sache, der Nachteil ist, dass es die zu Recht niedrige Unterschriftsgrenze, nicht allzu schwierig macht, auch komische Themen in die Politik zu bringen.
So schafft es zur Zeit die Ecopop-Initiative die Zuwanderung in der Schweiz in einen direkten Zusammenhang mit der Geburtenrate in Entwicklungsländern zu stellen.

Das klingt vielleicht im ersten Moment sinnig, so können natürlich weniger Menschen einwandern, wenn es weniger gibt. Aber: Die Zuwanderung aus Entwicklungsländern im Jahr 2013 macht insgesamt nur ca. 15% aus unserer gesamten Zuwanderung. Statistik
(Ich habe jetzt ganz Asien und Afrika dazu gezählt, natürlich sind dies nicht ausschliesslich Entwicklungsländer!)

Also könnten wir durch rigorose Förderung der freiwilligen Geburtenkontrolle einen Bruchteil dieser 15% reduzieren.
Auch Optimisten sollte also klar sein, dass es unsere Zuwanderung nur beschränkt verändern würde, zumal es Aufklärungsthemen z.B. in Afrika auch sehr schwer haben (siehe HIV).

Zum anderen Teil der Initiative finde ich, dass wir bei einer 1 % Zuwanderung in den letzten Jahren, mit sinkender oder stabil tiefer Arbeitslosigkeit die meisten Zuwanderer ja nicht nur verkraften, sondern benötigen.
Ja wir sind eine kleine Schweiz, ja es wird zu viel Land verbaut, dies liegt aber primär an blödsinnigen Vorschriften und doofen Denkmalschützern, denen das Wort verdichten zu kompliziert zum schreiben ist.
Wenn wir nämlich bei jedem Haus das wir bauen einen oder zwei Stöcke mehr draufmachen, könnten wir viel Land sparen. Aber der Heimatschutz hat es wohl lieber, wenn sich ein Dorf zersiedelt, wie es am Beispiel Stans gut zu sehen ist, als dass es an historisch nicht wertvollen Orten, einmal etwas anders aussieht…