Marktorientiertes Saufen

Donnerstag, 25.05.2006, 17:30 | Alkohol, Statistik, vom Ivo | Ivo

Grafik Anteil Alkoholvergiftungen pro 1000 Spitaleinlieferungen nach Schweizer Kantonen bei 10- bis 23-JährigenDass Alkoholvergiftungen in Nidwalden ein seltenes Phänomen sind, scheint wohl für jeden unglaublich, der schon einmal an einem Herdernfest teilgenommen hat. Und doch bestätigt dies eine Grafik, die zum Artikel «Bechern und dann im Spital erwachen» («Neue Nidwaldner Zeitung», 24. Mai 2006) erschienen ist. Nur bei drei von tausend hospitalisierten Jugendlichen lautet die Diagnose «Alkoholvergiftung». Somit ist Nidwalden der zweitnüchternste Kanton der Schweiz, nach Appenzell Innerrhoden, wo keine Alkoholvergiftungen bei hospitalisierten Jugendlichen diagnostiziert wurden.
Anders sieht die Situation auf der anderen Seite des Vierwaldstättersees, im Kanton Schwyz, aus: Jede dreissigste Spitaleinlieferung eines Jugendlichen ist auf übermässigen Alkoholkonsum zurückzuführen.
Gefragt sind bei den Jugendlichen jedoch nicht mehr stark gesüsste Getränke, auf die seit Februar 2004 eine erhöhte Steuer erhoben wird. Bier habe inzwischen die Alcopops (oh, wie ich dieses Wort hasse!) aufgrund des niedrigeren Preises abgelöst, so Susanne Dillier, Psychologin und Fachfrau für Alkoholsekundärprävention am sozialpsychologischen Dienst des Kantons Schwyz in Goldau [sic].
Eichhof Schwiiz BierDies sind vermutlich Gründe, wieso die Bierbrauerei Eichhof nun ein neues Bier mit dem Namen «Schwiiz» lanciert. Getarnt wird die geschickte Marketingattacke auf die schwyzer Jugend mit einer verfremdeten Schreibung von «Schwyz» mit Doppel-i. Offiziell wird das Bier als «WM-Genussbier» vermarktet.
Neben lokalpatriotischen Kaufgründen sollen die Konsumenten vor allem auch finanzielle Gründe ansprechen: Für CHF 1.25 pro Flasche bietet «Schwiiz» der schwyzer Jugend einen besonders günstigen Rausch.
Ob die neue Biersorte den Bierkonsum der Jugendlichen weiterhin anheben wird, ist ungewiss. Susanne Dillier zumindest sieht für die schwyzer Jugend blau: «Bier ist in.»

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