Schmalgespräch

Sonntag, 06.01.2008, 2:28 | Gesellschaft | Armin

Natürlich begrüsse ich Personen die ich kenne, ich habe auch kein Problem damit, mit jemanden ein paar Worte zu wechseln, aber ich mag keinen Smalltalk! Das beginnt schon bei der Begrüssung: «Hallo, fit?» Was soll man da antworten? «Also eigentlich habe ich mein Training in letzter Zeit schon ein bisschen vernachlässigt.» Aber natürlich meint diese Frage nicht meinen Fitnesszustand, sondern meine Gesundheit, dies aber in einer Weise, dass man beinahe sagen könnte, was man will, denn zugehört wird eh nicht mehr richtig… «Ja ja, ich habe zwar Krebs und werde in 3 Monaten sterben, aber sonst ganz gut und selber?» – «Ja mir auch!»
Ich glaube ich muss einmal meine Taktik ändern: «Hallo, fit?» – «Nein, Armin!» Die Reaktion darauf wäre ja interessant. Was mich auch ein bisschen mit nimmt, ist, dass ich anscheinend nicht einmal einen ganzen Satz wert bin, aber wer braucht schon Verben?
Es gibt allerdings auch Personen die fragen «Hallo, wie geht’s?», da ist man schon fast animiert, die Wahrheit zu sagen, aber die will sowieso niemand hören, deshalb bleibt es meist bei einer Standardantwort und natürlich geht es allen immer gut…
Wenn ich jemanden frage, wie es ihm geht, will ich es eigentlich auch wissen, aber um wirklich herauszufinden, wie es jemandem geht, muss man nachbohren, denn die Menschheit ist es anscheinend nicht mehr gewöhnt, dass sich jemand für Andere interessiert.
Allerdings gibt es auch das Gegenteil, ich höre eigentlich gerne zu, aber alles hat seine Grenzen. Es gibt Menschen, die müssen unbedingt immer alles erzählen, ich habe keine Lust mir sexuelle Eskapaden anzuhören (es gibt Ausnahmen) und auch bei grösstem Kummer habe ich ein Problem damit, wenn mir jemand zum vierten Mal erzählen muss, dass sich ja seine Freundin von ihm getrennt hat und dies auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit, jedem Anderen auf die Nase bindet.
Auf jeden Fall habe ich (Hui, bin ich abgeschweift) langsam eine Standardreaktion entwickelt, fast jedesmal wenn mich jemand fragt wie es mir geht, hebe ich eigentlich nur noch den Daumen und lächle dabei (das passiert mir inzwischen auch bei Personen, mit denen ich wirklich reden will.), dies ist nicht weiter böse gemeint, aber es will ja sowieso niemand wissen, was mich beschäftigt, wieso soll ich mir die Mühe machen, es zu erzählen…
Kürzlich habe ich jedoch eine super Smalltalkabwehrmethode erfahren, da kam ich in eine Bar, traf dort eine Kollegin, wir begrüssten uns und dann sagte sie: «Einen schönen Abend.», sofort wusste ich, dass das Gespräch beendet ist und sie also sonst auch nichts mehr zu sagen weiss.
Für diese Ehrlichkeit danke ich also.

Armin

1 Kommentar:

  1. Henrietta hat geschrieben:

    Wenn es mir nicht so toll geht und mich jemand fragt wie’s mir geht, dann sage ich lieber nicht wie’s mir genau geht (läck, etz gahni de, vor luuter gah…), sonst muss ich noch drüber reden, und das will ich meist nicht. Anstatt aber einfach «gut» zusagen, habe auch ich eine Standartantwort für nicht gut gehen parat: «Hmmmm…. bin einfach etwas müde». Dann muss ich meist nicht weiter drüber sprechen.
    Falls Du mich fragst und ich das sage, hake ruhig nach ob ich wirklich müde bin oder nicht.

    Und noch was.
    Mir kannst Du gerne erzählen was Dich beschäftigt. Auch wenn Du dafür einen ganzen Abend brauchst und zum Schluss doch nur einen Satz darüer gesprochen hast 😉

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