Archive for the 'Ivo im Zivildienst' Category

Ich höre nichts

Montag, 26.09.2016, 21:58 | Gesellschaft, Gesundheit, Ivo im Zivildienst, Werbung | Ivo

Hör auf deinen Bauch

Das Rauchen ist des (Dr.) Müllers Lust

Sonntag, 18.02.2007, 13:17 | Gesellschaft, Gesundheit, Ivo im Zivildienst, vom Ivo | Ivo

(Hier noch ein Beitrag, den ich vor einigen Monaten geschrieben habe:)

Ein ironisches Lächeln drängt sich auf mein Gesicht, als ich im Personalrestaurant des Spitals, wo ich Zivildienst leiste, den fett gedruckten Warnhinweise auf der schon halb leeren (*1) Zigarettenpackung eines Arztes lese: «Medizinische Fachpersonen helfen Ihnen, das Rauchen aufzugeben.» Der (zugegeben, nicht empirisch nachgeprüfte) Fakt, dass 60 % der medizinischen Fachpersonen der Schweiz selbst rauchen (*2), lässt mich an deren Überzeugungskraft zweifeln.
Andere Warnhinweise wie «Rauchen macht impotent» hören sich an wie Betreffzeilen von Spam-E-Mails und werden deshalb von jedem, der ein E-Mail-Konto besitzt einfach überlesen.
Doch wie soll der Durchschnittsraucher Hans Müller von seiner Sucht befreit werden, wenn sogar das seriöses Marketing versagt? Die Aussichten sind schlecht (aber das sind sie auf dieser grausamen Welt ja sowieso, *schluchz*).
Aber einen Versuch wäre es wert: Die ironische (Anti- ?) Raucherkampagne. Hier meine Skizzen:

«Du must ja sowieso sterben»
«Live fast die young»
«Das Leben tötet»
«Gibt es etwas, das keinen Krebs verursacht?»
«Eine Zigarette enthält mindestens ebensoviele krebserregende Stoffe wie eine Flasche Coca Cola»
«Rauchen gefährdet auch die Gesundheit derjenigen Mitmenschen, die Ihnen auf den Sack gehen»

Weitere Vorschläge sind durchaus erwünscht.

ndlr: Dieser Artikel wurde von einer der 30 % nichtrauchenden nichtschwangeren medizinischen Fachpersonen verfasst.

*1 Nein, jetzt keine Diskussionen über halb leer oder halb voll; Sie ist halb leer.
*2 ein Viertel der verbleibenden 40 % jedoch nur, weil sie gerade schwanger sind

Einem geschenkten Gaul schaut man ins Maul

Donnerstag, 31.08.2006, 20:51 | Ivo im Zivildienst, vom Ivo | Ivo

Nach fünfeinhalb Monaten Zivildienst im Hôpital Sud Fribourgeois in Riaz, 180 Diensttagen (entspricht 120 Militärdiensttagen), 48-mal Zugfahren und mehreren hundert Kilometern Patiententransport hätte ich eigentlich bereits seit Samstag Ferien verdient. Weil dem jedoch nicht so ist (die Gründe dafür folgen), habe ich Zeit für einen kurzen Rückblick und den damit zweiten Beitrag zur äusserst erfolgreichen Serie «Ivo im Zivildienst».

Bei einem Rückblick stellt sich natürlich immer die Frage: Was habe ich denn eigentlich in dieser Zeit gelernt? Nun, ich habe vieles gelernt:

Sicher habe ich (1) ein wenig Französisch gelernt. Entgegen allen bösen Vermutungen – wie Armin jetzt sagen würde – meine ich damit nicht «umgangssprachlich eine sexuelle Praktik» (danke an Wikipedia), sondern die gleichnamige, jedoch weniger bekannte Sprache. Mein Wortschatz beschränkt sich natürlich sehr einseitig auf transport-medizinische Begriffe und so ist es auch keine Überraschung, dass ich wohl besser verschiedene Röntgentechniken auf Französisch erklären kann, als in der Migros in Bulle nach Rüebli zu fragen.

Da in einem menschlichen Gehirn nur Platz für zwei aktive Sprachen ist, (was jedoch keinesfalls wissenschaftlich bewiesen ist) habe ich einen grossen Teil meiner Englischkenntnisse vergessen. Das habe ich auch ausführlich gelernt und geübt: (2) zu vergessen bzw. zu vernachlässigen. Beispielsweise zeigt dies meine massive Vernachlässigung meiner arminundivo.ch-Pflichten. Meine Statistik weist durchschnittlich vier Einträgen pro Jahr Zivildienst auf. Hochgerechnet auf meine gesamthaft zu leistenden 387 Diensttage ergibt sich ein Total von ungefähr 4⅓ Einträgen. Aus dieser sehr geringen Summe schliesse ich auch – und «aus etwas schliessen» ist bestimmt auch lernen –, dass (3) die Anzahl Blogeinträge vom Ivo nicht proportional zu seiner Anzahl Erlebnissen oder gar seiner Aktivität ist. Denn aktiv war ich während meinem Zivildienst ganz bestimmt: An ruhigen Tagen habe ich etwa zwanzig Transporte (Einheit TpT: Transporte pro Tag) unternommen, wobei an solchen Tagen noch reichlich Zeit für Lesen, Nachdenken, Ausruhen, Sudoku lösen und Schlafen blieb; voll ausgelastet wäre ich wohl erst bei einer Rate von sechzig TpT gewesen, welche jedoch nie erreicht wurde. Trotzdem summieren sich diese 180 (minus Wochenenden, Ferien und Feiertage) mehrheitlich ruhigen Diensttage auf schätzungsweise 3 000 Transporte. Da ein Grossteil dieser Transporte Patiententransporte waren, folgt: (4) Es gibt erstaunlich viele kranke Leute!

Bei (fast) jedem Transport habe ich natürlich auch rege unsere Fahrstühle der Marke Otis (nachstehend «Lifte» genannt) benützt. Ich habe wohl auch gelernt, dass man diese mehrere Tausend Male pro Halbjahr benutzen kann; darauf will ich aber nicht hinaus. Vielmehr habe ich gelernt, (5) mit unseren Liften zu kommunizieren, mich in sie hinein zu versetzen, sie zu verstehen. Ich weiss immer, wo sie sind, was sie dort tun und wieso. Ich kenne sie. Sie kennen mich. Wenn ich den Liftknopf drücke, rufe ich nicht einfach den Lift, ich tausche mein ganzes Wesen mit dem Lift aus. Wir leben in einer absoluten Symbiose. Ich kenne jede ihrer Macken, sie kennen jede meiner. Und wir wissen sie auszunützen. Die Macht sei mit uns!

Nun, leider (6) gibt es auch höhere Mächte als die meiner Liftsymbiose: Wie gesagt, eigentlich hätte ich ja schon seit Samstag Ferien verdient. Eigentlich ist meine Chefin auch dieser Meinung und eigentlich hat sie mir auch schon ab Samstag Ferien gegeben. Nur hat sie letzte Woche (!) gemerkt, dass die Länge dieser Ferien meinen zivildienstgesetzliche Ferienanspruch überschreitet. Was mir recht und dem Spital nicht ganz so recht ist, ist für den Staat untragbar. Also muss ich mangels gesetzlicher Rechtfertigung meine Ferien kürzen, meinen Flug umbuchen, meine Pläne ändern und dazu noch eine Woche länger arbeiten. (7) Mit dem Staat ist also nicht zu spassen!

Eigentlich hätte ich ja wissen müssen, dass mir nur acht Ferientage zustehen. Doch wie viele Leute weisen schon geschenkte Ferien ab? Zu wenige, wie ich gelernt habe. Und deshalb mein Tipp: (8) Einem geschenkten Gaul schaut man eben doch ins Maul!

Höllenfahrt im Bus mit Kindern

Mittwoch, 10.05.2006, 19:59 | Alltag, Ivo im Zivildienst, vom Ivo | Ivo

Bus der Transports Publics Fribourgeois an der Haltestelle Marsens VillageEs wirkt täuschend echt: Ich meine schon, heute sei nur ein leicht bewölkter Morgen. Trotzdem nehme ich meinen Regenschirm mit. Man weiss ja nie. Man weiss wirklich nie: Draussen regnet es so stark, wie es nur dauerregnen kann. Ich öffne also meinen Schirm und gehe zur Bushaltestelle.
Hier warten schon 50 Schulkinder – ich hätte nicht einmal gedacht, dass das Dörfchen Marsens 50 Einwohner hat! – auf denselben Bus wie ich. Natürlich gelingt es da nur selten, einen Sitzplatz zu ergattern. Hierfür gibt es zwei Strategien:

a) Man steht ganz vorne an der Strasse, hofft, dass der Bus so anhält, dass sich eine Tür genau vor einem öffnet und stürmt den Bus mit genügend Vorsprung vor den Kindern.

b) Man setzt sich neben eines der unbeliebten Kinder, neben denen niemand sitzen will. Auch die Plätze neben Erwachsenen werden von den Kindern oft gemieden.

Da ich früher als die Kinder wieder aussteigen muss, verfolge ich eine andere Strategie: Ich steige erst ein, wenn alle Kinder schon im Bus sind und stehe dann für die kurze Fahrt in Türnähe. So kann ich an meiner Haltestelle meist mit nur mässigen Problemen wieder aussteigen.
Heute ist dies nicht der Fall: An der zweiten Haltestelle meiner Fahrt steigt noch einmal eine Gruppe Kinder in den Bus. Ich versuche, mich an die Fahrerkabine zu drücken, um die Kinder passieren zu lassen. Der Druck vom hinteren Teil des Buses – es ist übrigens ein speziell grosser Gelenkbus – ist jedoch zu hoch; die Kinder werden bis an die Windschutzscheibe verdrängt. Der (Mittespiegel, Seitenspiegel, …) Kontrollblick des Fahrers ist wohl nur noch auf Kinder beschränkt.
Überraschend erfolgreich kämpft sich meine Hand zwischen den Kindern hindurch zum Stoppknopf. Die Glocke erklingt und ein Stoppsignal erscheint auf dem Armaturenbrett des Fahrers.
Trotzdem fährt der Bus an meiner Haltestelle vorbei und kommt nicht zum Stehen, bis ich den Busfahrer darauf hingewiesen habe, dass ich eigentlich gerne ausgestiegen wäre. Meine erste Vermutung, der Fahrer könnte das Armaturenbrett nicht gesehen haben, weil ein Kind darauf Platz gefunden hatte, stellt sich als falsch heraus; Viel eher ist er wohl einfach nur gestresst.
Ich – inzwischen auch ein bisschen gestresst – quetsche mich zwischen den Kindern hindurch nach draussen in den Regen.
So oder ähnlich ergeht es mir fünf Tage in der Woche für die nächsten dreieinhalb Monate Zivildienst, noch bevor ich am Morgen überhaupt zu arbeiten beginne.

P.S.: Mitleid und Lösungsvorschläge (oder weitere mögliche Strategien!) bitte in die Kommentare!