Höllenfahrt im Bus mit Kindern

Mittwoch, 10.05.2006, 19:59 | Alltag, Ivo im Zivildienst, vom Ivo | Ivo

Bus der Transports Publics Fribourgeois an der Haltestelle Marsens VillageEs wirkt täuschend echt: Ich meine schon, heute sei nur ein leicht bewölkter Morgen. Trotzdem nehme ich meinen Regenschirm mit. Man weiss ja nie. Man weiss wirklich nie: Draussen regnet es so stark, wie es nur dauerregnen kann. Ich öffne also meinen Schirm und gehe zur Bushaltestelle.
Hier warten schon 50 Schulkinder – ich hätte nicht einmal gedacht, dass das Dörfchen Marsens 50 Einwohner hat! – auf denselben Bus wie ich. Natürlich gelingt es da nur selten, einen Sitzplatz zu ergattern. Hierfür gibt es zwei Strategien:

a) Man steht ganz vorne an der Strasse, hofft, dass der Bus so anhält, dass sich eine Tür genau vor einem öffnet und stürmt den Bus mit genügend Vorsprung vor den Kindern.

b) Man setzt sich neben eines der unbeliebten Kinder, neben denen niemand sitzen will. Auch die Plätze neben Erwachsenen werden von den Kindern oft gemieden.

Da ich früher als die Kinder wieder aussteigen muss, verfolge ich eine andere Strategie: Ich steige erst ein, wenn alle Kinder schon im Bus sind und stehe dann für die kurze Fahrt in Türnähe. So kann ich an meiner Haltestelle meist mit nur mässigen Problemen wieder aussteigen.
Heute ist dies nicht der Fall: An der zweiten Haltestelle meiner Fahrt steigt noch einmal eine Gruppe Kinder in den Bus. Ich versuche, mich an die Fahrerkabine zu drücken, um die Kinder passieren zu lassen. Der Druck vom hinteren Teil des Buses – es ist übrigens ein speziell grosser Gelenkbus – ist jedoch zu hoch; die Kinder werden bis an die Windschutzscheibe verdrängt. Der (Mittespiegel, Seitenspiegel, …) Kontrollblick des Fahrers ist wohl nur noch auf Kinder beschränkt.
Überraschend erfolgreich kämpft sich meine Hand zwischen den Kindern hindurch zum Stoppknopf. Die Glocke erklingt und ein Stoppsignal erscheint auf dem Armaturenbrett des Fahrers.
Trotzdem fährt der Bus an meiner Haltestelle vorbei und kommt nicht zum Stehen, bis ich den Busfahrer darauf hingewiesen habe, dass ich eigentlich gerne ausgestiegen wäre. Meine erste Vermutung, der Fahrer könnte das Armaturenbrett nicht gesehen haben, weil ein Kind darauf Platz gefunden hatte, stellt sich als falsch heraus; Viel eher ist er wohl einfach nur gestresst.
Ich – inzwischen auch ein bisschen gestresst – quetsche mich zwischen den Kindern hindurch nach draussen in den Regen.
So oder ähnlich ergeht es mir fünf Tage in der Woche für die nächsten dreieinhalb Monate Zivildienst, noch bevor ich am Morgen überhaupt zu arbeiten beginne.

P.S.: Mitleid und Lösungsvorschläge (oder weitere mögliche Strategien!) bitte in die Kommentare!

2 Kommentare:

  1. Henrietta hat geschrieben:

    Freunde Dich mit dem Buschauffeur an, sieh zu dass er Dich nie wieder vergisst.
    Leider funktioniert der Trick mit dem Knoblauch vermutlich nicht. Normalerweise wirkt dies abschreckend auf Menschen und man hat mehr Platz. Bei Kindern jedoch reizt es bloss das Zentrum für Gemeinheiten und Hänseleien im Gehirn. Dann würde zwar die erste Strategie mit dem Buschauffeur auch wieder funktionieren, aber anders…

    Dies zu den Lösungen. Natürlich habe ich noch was für Dich:
    *MITLEID*

    Greets
    Henrietta

  2. der Alte hat geschrieben:

    Hallo Ivo, wir sind es gar nicht gewohnt, so viele Worte auf einmal von dir zu lesen. Nimm die Kinder einfach auf deine breiten Schultern, Höhe ist genung vorhanden, dann kannst du fast ohne Probleme zur Tür! Nur Mut du schaffst das schon.

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